Bremen. Als Erkan Sahbaz seinen Job als Trainer bei den Basketballern der BTS Neustadt antrat, da war das Ziel klar definiert: Mittelfristig, so erklärte der neue Mann damals, wolle er den Klub in die 2. Regionalliga führen.
Im Frühjahr 2010 waren die Neustädter gerade in die Bezirksoberliga abgestiegen. Sie hatten eine unrühmliche Trainerentlassung hinter sich und sahen dem Abgang etlicher Leistungsträger entgegen.
Am Sonntag empfängt die BTS Neustadt den Tabellenfünften SC Weende-Göttingen in der heimischen Erlenstraße (Beginn 16 Uhr). Sollte das Team von Erkan Sahbaz gewinnen – und davon ist auszugehen – dann darf der Sekt kalt gestellt werden. Dann hat Sahbaz sein Ziel in Rekordzeit erreicht – und Bremen endlich wieder einen Basketball-Regionalligisten.
Dass der Coach seiner eigentlichen Zeitplanung weit voraus ist, überrascht nur auf den ersten Blick. Bereits vor knapp drei Jahren hat Sahbaz den Grundstein gelegt für den Status quo. Er arbeitete viel mit jungen Spielern zusammen, die er aus der zweiten Mannschaft und der U18 bereits bestens kannte. Zudem ließ er seine vorzüglichen Beziehungen in die Bremer Basketballszene spielen, um auch den einen oder anderen erfahrenen Akteur in die Neustadt zu lotsen. Omar Ba oder Simon Winterboer beispielsweise.
Besonders der mittlerweile 40-jährige Ba, der nebenbei auch die Co-Trainer-Funktion übernommen hat, ist noch immer ein ganz wichtiger Faktor, bei dem sich die jungen Spieler einiges abschauen können. In dieser Saison brauchte der ehemalige senegalesische WM-Teilnehmer aber nur selten einzugreifen. Zu dominant marschieren die Neustädter bisher durch die Saison.
Elf Spiele, elf Siege, im Schnitt siegen die Sahbaz-Mannen mit 36 Punkten Vorsprung. Bei einem Erfolg über Weende-Göttingen haben die Bremer ein Acht-Punkte-Polster, bei nur noch vier ausstehenden Saisonspielen. Selbst Sahbaz mag nicht mehr daran glauben, dass da noch etwas schiefgehen könnte.
Und so laufen die Planungen für die 2. Regionalliga längst auf Hochtouren. Mit Malte Ellberg, Martin Hanci und Felix von Gaertner werden drei wichtige Akteure das Team wegen eines Auslandssemesters verlassen. „Dafür suche ich nun adäquaten Ersatz. Aber das ist in Bremen gar nicht so einfach“, sagt Sahbaz. Immerhin: Die – zumindest auf diesem Niveau – recht überschaubare Basketball-Konkurrenz in der Hansestadt lässt eine relativ verlässliche Planung zu. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer woanders hingeht“, sagt Sahbaz. Wohin auch?
Die BTS Neustadt ist derzeit neben der neu gegründeten Basketballgemeinschaft Lesum Vegesack (die übrigens Tabellenführer der West-Staffel ist) die erste Adresse in der Hansestadt. „Die Jungs sind praktisch alle von sich aus hierhergekommen, wohnen in der Nähe“, erklärt Sahbaz. Zudem verfügt der Verein über ganz starke Nachwuchs-Jahrgänge, was nicht zuletzt an der Arbeit von Rolf Peil liegt.
Geld kann man derzeit nirgendwo in Bremen mit dem Basketball verdienen. Im Gegenteil. Bei der BTS müssen die Spieler sogar die Mitgliedsbeiträge aus eigener Tasche berappen. Für Sahbaz im Prinzip nur ein weiteres Indiz dafür, wie sehr sich seine Schützlinge mit dem Verein und der Sache identifizieren – wenngleich er ankündigt, sich über diesen Zustand demnächst noch einmal mit den Vereinsverantwortlichen unterhalten zu wollen. Immerhin will er potenziellen Neuzugängen, aber auch seinen verdienten Spielern, wenigstens einen kleinen (finanziellen) Anreiz bieten können.
Die Dominanz seiner Mannschaft in der Ost-Staffel kam für Sahbaz nicht wirklich überraschend. Nachdem der Kader komplett, und die ersten Testspiele absolviert waren, wusste der Coach, dass seine BTS zum engsten Favoritenkreis zählt. Bereits jetzt, so Sahbaz, würde diese BTS-Mannschaft in der Regionalliga eine gute Rolle spielen. Doch wer den ehrgeizigen Basketballtrainer ein bisschen kennt, der weiß, dass sich Sahbaz mit Mittelmaß nur schwer anfreunden kann. Und deshalb hat er bereits ein neues Ziel im Kopf: „Wenn man ein, zwei größere Sponsoren findet und die Jungs weiterhin so engagiert und kontinuierlich mitziehen, dann ist mittelfristig sicherlich auch die 1. Regionalliga mal ein Thema.“
Bleibt eigentlich nur noch eine Baustelle: Die Zuschauerkulisse. Die war zu Saisonbeginn noch regelmäßig im dreistelligen Bereich, ließ in den vergangenen Heimspielen aber doch sehr zu wünschen übrig. Erkan Sahbaz hat da einen ganz eigenen Ansatz – der vermutlich gar nicht so realitätsfern ist: „Vielleicht war es einigen schlichtweg auch ein bisschen zu langweilig.“ Dieses „Problem“ sollte sich dann wohl auch spätestens in der Regionalliga erledigt haben.