Ungewohnte Gegenwehr
Die Basketballer der BTS Neustadt haben ihr Ziel erreicht: Mit dem 87:64 (42:48)-Heimsieg im Gipfeltreffen der Oberliga Ost über die TK Hannover II hat das Team von Coach Erkan Sahbaz eine perfekte Hinrunde abgeschlossen. Alle acht bisherigen Saisonspiele wurden gewonnen. Allerdings sahen sich die Neustädter eine Halbzeit lang ungewohnt heftigem Widerstand ausgesetzt.
Neustadt. Es war eine merkwürdige Atmosphäre am Sonnabendabend in der Halle in der Erlenstraße. Eine, die eines Oberliga-Spitzenspiels in jedem Fall unwürdig war – soviel stand fest. Gerade einmal 30 Zuschauer hatten sich in die Halle verirrt. Vielleicht lag es an dem zeitgleichen Werder-Spiel in Frankfurt. Vielleicht auch daran, dass die BTS-Jugendteams, die sonst für gute Stimmung sorgen, alle zeitgleich im Einsatz waren. In jedem Fall aber kann es nicht an den Voraussetzungen und bisherigen Saisonleistungen der beiden Mannschaften gelegen haben. Die waren nämlich über jeden Zweifel erhaben.
Der Tabellenerste gegen den Zweiten. Zwei Teams, die höheren (Regionalliga-)Ansprüchen gerecht werden. Und die sich zumindest eine Halbzeit lang absolut auf Augenhöhe begegneten. Zum ersten Mal überhaupt sahen die Zuschauer einen Gegner, der der BTS Neustadt gewachsen war. Spielerisch, aber auch physisch. Bisher hatten die Sahbaz-Mannen nach einem gespielten Viertel in dieser Spielzeit noch kein einziges Mal den Platz mit einem Rückstand verlassen – am Sonnabend passierte das gleich zweimal. Nach einem guten Start (3:0 und 12:10) übernahm Hannover tatsächlich die Führung – und das Kommando. Mit 23:21 gingen die Niedersachsen in die erste Viertelpause.
Die BTS, mit ihrem neuen Center Till Wargalla, fand überhaupt keine Bindung zum Spiel. Das verschärfte sich noch im zweiten Durchgang. Hannover spielte die Zeit mehrfach gekonnt runter, traf von außen stark und bereitete den Neustädtern erkennbare Probleme. Fast schien es, als ob der bislang so selten geforderte Spitzenreiter nun überfordert war, sich auf diese ungewohnte Gegenwehr einzustellen. Auf der üppig besetzten BTS-Bank herrschte zudem Totenstille.
“Wenn man fast immer so hoch gewinnt, ist das auch schwer”, nahm Sahbaz seine Schützlinge später in Schutz. Auch der zweite Durchgang ging mit 21:25 verloren, woraus ein 42:48-Halbzeitrückstand resultierte. In der Pause machten Sahbaz und Co-Trainer Omar Ba, der bereits in der ersten Viertelpause energisch auf das Team eingeredet hatte, ihren Spielern klar, dass eine deutlich aggressivere Verteidigung nötig ist, um gegen diesen TKH zu bestehen. “Sonst wurde bisher immer sehr kleinlich gepfiffen”, so Sahbaz, “aber heute gehörte die Hand wohl zum Ball. Das mussten die Jungs erst mal kapieren. Wir wollten aggressiv auf den Ball rauf.”
Das funktionierte mit Beginn der zweiten Halbzeit tatsächlich wesentlich besser. Adama Cordes und Wargalla sorgten mit schnellen Körben für ein 50:51. Bei 54:53 führte die BTS wieder, konnte sich aber erst im Schlussviertel dank eines engagierten Thomas Hakanowitz und eines nun furios aufspielenden Martin Hanci absetzen. Auch Lorenz Betge setzte sich endlich vermehrt durch, half maßgeblich mit, dass der Vorsprung innerhalb weniger Minuten auf 16 Punkte (78:62) anwuchs. Hannover gab auf, und der Spitzenreiter konnte am Ende doch noch den Sieg feiern – tat dies aber erstaunlich kontrolliert und nüchtern. Es passte irgendwie zu diesem merkwürdigen Oberliga-Gipfeltreffen.
Zitat
“Heute gehörte die Hand wohl zum Ball.
Das mussten die Jungs erst kapieren.”Coach Erkan Sahbaz
von Tobias Dohr (Weser-Kurier)
1. Viertel 21 : 23
Halbzeit 42 : 48
3. Viertel 63 : 61
Endstand 87 : 64
Svatoslav Turuschew 14Pkt; Adama Cordes 13Pkt;
Lorenz Betge 13Pkt; Thomas Hakanowitz 13Pkt;
Martin Hanci 12Pkt; Till Wargalla 8Pkt;
Maximilian Wagner 7Pkt; Nick Johann Hein 7Pkt