Ein Mann für alle Probleme
Erkan Sahbaz ist der Trainer von den BTS Neustadt Dynamites
Bremen. Bevor Erkan Sahbaz die Sache in die Hand genommen hat, war es um den Basketball schlecht bestellt. In seinem Verein, der BTS Neustadt, hat er als Cheftrainer in den vergangenen fünf Jahren den gesamten Herrenbasketball konsequent auf Vordermann gebracht.
Mama wollte, dass ihr Sohn etwas größer wird als der Papa. So landete Filius Erkan, der sich als Junge schon im Fußball, Judo, Karate und Kickboxen versucht hatte, auf ihre Empfehlung bei den Basketballern des Vegesacker TV. „Mama hatte gehört, dass Basketballer immer groß werden, deshalb hat sie mir zugeredet“, erinnert sich der Sohn heute, knapp zwei Jahrzehnte später. Um es vorwegzunehmen: Mit dem Gardemaß von Erkan wurde es nichts, die 1,80 Meter hat er – inzwischen mit 32 Jahren zumindest in der Höhe ausgewachsen – nur ganz knapp erreicht.
Im Basketball ist er in seinem Verein, der BTS Neustadt, ein Großer geworden. „Erkan hat den gesamten Herrenbereich wieder auf Vordermann gebracht“, sagt sein Abteilungsleiter Olaf Wendler. Und Sabine Brandt, die Vorsitzende des Großvereins, fällt sofort ein: „Er ist für uns deswegen so wichtig, weil er alles macht: Erkan ist Trainer, sucht Werbepartner, kümmert sich praktisch um jedes Problem. Und das findet man in dem Alter nicht mehr so oft.“
Seine Trainerlaufbahn in der Neustadt begann suboptimal. Erkan Sahbaz zog 2007 von Delmenhorst in die Neustadt, weil dort Freundin Katja zu Hause ist. Bei der BTS lag der Basketballsport ziemlich darnieder, es fehlte an Spielern und Übungsleitern. Erkan – in den Jahren zuvor aktiver Aufbauspieler in Oldenburg und Delmenhorst – reizte der Trainerjob. „Die haben mich dann gebeten, mich um den U18-Nachwuchs zu kümmern“, erzählt er. Er bekam eine Liste mit Kandidaten, doch das funktionierte erst einmal nicht: „Zum ersten Training kamen nur zwei Leute.“ Zwei Wochen später waren es zehn, Erkan hatte Basisarbeit geleistet. Zwei Jahre später war die Neustädter U18-Mannschaft Bremer Meister. Ein ähnliches Kunststück schaffte er mit der zweiten Herren, die sich gerade aufgelöst hatte. Ab 2009 folgte die dritte großer Herausforderung: Die erste Herren, die einst unter Trainer Rolf Peil eine führende Rolle in Bremen gespielt hatte, war abgestiegen aus der Oberliga, zeigte Auflösungserscheinungen. Erkan übernahm den Trainerjob und machte sich wieder an die Arbeit. Er schaffte es.
„Ich habe großes Glück mit zwei neuen Spielern“, sagt er. Die Neulinge, die Erkan in stundenlangen Gesprächen für die BTS gewann, heißen Omar Ba und Simon Winterboer, beides bekannte Namen in der Bremer Basketballszene. Vor allem Omar Ba hatte schon bei einem halben Dutzend Vereinen seine Visitenkarte hinterlassen, gehörte einst zu den Stars des Bundesligisten Bremer Roosters. Inzwischen ist der Algerier fast 40 Jahre alt, doch im Neustädter Team ebenso unersetzbar wie der holländische Hüne Simon den Winterboer. „Omar ist immer noch einer der besten Abwehrspieler Deutschlands“, glaubt Erkan. Der Erfolg des intensiven Trainings ließ nicht lange auf sich warten.
Derzeit gewinnen die Neustädter ihre Oberliga-Punktspiele haushoch. Das Ziel ist der Regionalliga-Aufstieg, das man in der vergangenen Saison hauchdünn verfehlte. „Quakenbrück hat es uns praktisch verdorben. Die haben mit drei Australiern gespielt, was verboten ist. Inzwischen mussten sie zurückziehen“, ärgert sich Abteilungsleiter Wendler, der sich schnell entschieden hat, seinem Cheftrainer freie Hand zu lassen: „Weil ich weiß, wie konsequent Erkan an unserem Ziel arbeitet, ohne Kompromisse.“ So ist es schon vorgekommen, dass auch Omar Ba, wenn Engagement oder Trainingsleistung zu wünschen übrig ließen, ein Spiel auf der Bank sitzen musste. Die Konsequenz des Erkan Sahbaz kommt nicht von ungefähr, er hat es gelernt. Der in Bremen geborene Sohn türkischer Eltern ist Polizeikommissar, arbeitet im Schichtdienst und findet es höchst amüsant, wenn er es beruflich zufällig mit Türken zu tun hat. „Die sind erst einmal platt, wenn ein deutscher Polizist mit ihnen türkisch spricht. Danach gibt es keine Probleme mehr.“
Die Unentbehrlichen: Ohne sie geht meist nichts. Sie sind nahezu unersetzlich in ihren Klubs, ohne selbst an der Spitze zu stehen. Die Rede ist von den unzähligen Männern und Frauen in Bremer Sportvereinen, die in speziellen Funktionen tätig sind, mit denen ihr Name ganz eng verbunden ist. Übungsleiter, Trainer, Ideengeber, Idealisten, kurzum: Menschen, die etwas nachhaltig bewegen. Von ihnen erzählt diese Serie.