Teammanager Erkan Sahbaz über die Weser Baskets, den Standort Bremen und seinen Kontakt zu Philip Zwiener

„Alles ist möglich“

Das Ringen um die sportliche Vorherrschaft in Bremen ist vorbei: Bereits im zweiten Jahr arbeiten mit Lesum/Vegesack, Bremen 1860 und BTS Neustadt die führenden Basketball-Vereine aus der Region zusammen und bieten mit den Weser Baskets in der 2. Regionalliga eine Leistungsmannschaft auf, die perspektivisch bis in den Profibereich vordringen soll. Erkan Sahbaz hat diese Mission vor eineinhalb Jahren auf den Weg gebracht. Frank Büter sprach mit dem 35-jährigen Teammanager der Baskets über Rivalitäten, Visionen, Konzepte und namhafte Neuverpflichtungen.

Herr Sahbaz, die Weser Baskets Bremen steigen in die Pro B auf – wäre das eine Schlagzeile nach ihrem Geschmack?

Erkan Sahbaz: Klar, denn genau das ist unser Ziel, das wir mittelfristig erreichen wollen und meiner Meinung nach auch absolut realistisch ist.

Wie weit ist der Basketball-Standort Bremen denn noch von der Drittklassigkeit und damit vom semiprofessionellen Bereich entfernt?

Dafür müssen wir noch einiges optimieren. Die Strukturen müssen professioneller werden. Und was die Sponsoren und Finanzen angeht, muss auch noch einiges passieren. Es ist noch ein weiter Weg bis dahin, denn erstmal müssen wir es in die 1. Regionalliga schaffen.

Sie waren maßgeblich daran beteiligt, die Verantwortlichen aus den Vereinen an einen Tisch und ihre Vision von einem gemeinsamen Team auf den Weg zu bringen. Mussten Sie damals viel Überzeugungsarbeit leisten?

In Lesum/Vegesack schon, denn da hatte man in der Vergangenheit mit den Bremen Roosters wohl nicht so gute Erfahrungen gemacht. Deshalb gab es dort zunächst Bedenken. Bei Bremen 1860 war es ganz einfach. Letztlich haben die Abteilungsleiter aber erkannt, dass es so für Bremen am meisten Sinn macht.

Ist damit heute das Konkurrenzdenken raus aus den Köpfen?

Nein, und der Konkurrenzgedanke soll auch bleiben. Es geht ja darum, dass wir gemeinsam die besten Jungs, die besten Talente in eine Mannschaft stecken – das sind die Weser Baskets in der Regionalliga. Da sollen die Besten hin, damit wollen wir Bremen präsentieren. In den anderen Herrenmannschaften und in den Jugendmannschaften gibt es weiter die sportliche Konkurrenz untereinander – das pusht die Teams ja, dadurch kommen bessere Leistungen zustande.

Wie klappt die Kommunikation der einzelnen Klubs untereinander?

Das läuft gut, wir sind ein gutes Team, alle in etwa im gleichen Alter – die neue Generation eben. Wir treffen uns regelmäßig, setzen uns alle ein bis zwei Monate zusammen und besprechen, wie es läuft und was wir besser machen können.

In der ersten Saison hat das neu formierte Team unter Trainer Cai Kaiser den Aufstieg in die 1. Regionalliga um Haaresbreite verpasst. Wie sehr wurmt Sie im Rückblick die Niederlage im entscheidenden letzten Spiel in Westerstede?

Das war natürlich ärgerlich, aber wenn man die gesamte Saison sieht, muss man sehr zufrieden damit sein. Keiner hatte erwartet, dass wir gegen Mannschaften wie Westerstede, Bramsche oder Vechta, die finanziell ganz andere Mittel haben und sogar amerikanische Profis verpflichten können, so gut bestehen können. Im Rückblick war das eine super Saison für uns.

Die verpasste Meisterschaft war also kein Rückschlag?

Nein, darauf bauen wir auf. Die Spieler haben alle eine Siegermentalität und knüpfen jetzt wieder daran an. Die Jungs geben alles für den Erfolg.

Gegenüber der Vorsaison hat sich das Team personell sehr verändert, mehrere Stammkräfte sind nicht mehr dabei. Über welches Potenzial verfügt die Mannschaft? Ist der Aufstieg jetzt möglich?

Das ist schwierig. Das komplette erste Fünf ist weg – verletzungsbedingt, beruflich bedingt. Wir mussten unter anderem Paul Kowalski ersetzen, Joni Kaiser. Wir haben nun wieder ein neues Team zusammen, das aber noch mehr als früher auch als Team spielt, als Team kämpft. Dadurch kompensieren wir das.

Mit der Verpflichtung des früheren Roosters und ehemaligen dänischen Nationalspielers Jens Hakanowitz ist Ihnen ein echter Coup gelungen: Erfüllt er die angedachte Rolle als Führungsspieler?

Jens ist natürlich eine super Verstärkung für uns. Er ist mit seinen 35 Jahren mit Abstand der älteste und erfahrenste Spieler. Er ist einer, der das Team trägt, er redet, er pusht die Mannschaft – und die Jungs hören auf ihn. So ein Spieler hat uns letztes Jahr noch gefehlt.

Leistungsträger wie Topscorer Ismar Seferagic oder Andreas Bruns sind zum einen sicherlich wichtige Eckpfeiler beim Unternehmen Aufstieg, sie wecken womöglich aber auch das Interesse anderer, höherklassiger Klubs. Was können die Weser Baskets dem Werben der Konkurrenz entgegensetzen?

Wenn Anfragen von Vereinen kommen, die den Spielern Geld bieten, dann können wir da nicht mithalten. So wie bei Jonas Liermann, der nach Vechta gewechselt ist. Aber wir arbeiten natürlich darauf hin, dass wir die Jungs mithilfe von Sponsoren irgendwann auch finanziell entschädigen und halten können. Vorrangig setzen wir aber auf Spieler aus der Region, die sich mit Bremen und der Sache identifizieren. Bei dieser Mannschaft habe ich da ein richtig gutes Gefühl, ich denke, dass alle weiter dabeibleiben wollen.

Diese Mannschaft scheint stark genug für den Aufstieg, doch wäre sie auch schon stark genug für die 1. Regionalliga?

Wenn es soweit sein sollte, müssten wir uns natürlich punktuell noch verstärken. Da arbeiten wir auch jetzt schon dran. Mal gucken, was sich ergibt. Wir wollen aber nicht zu voreilig sein und den zweiten Schritt vor dem ersten machen.

Die Baskets haben jetzt die Bremer Vereine im Rücken, doch wie sieht es mit der Bremer Wirtschaft aus?

Ein, zwei größere Sponsoren mehr wäre schön – damit könnte man die Pro B schon sehr bald realisieren. Wir haben jetzt mit Pro Certus zum Beispiel einen größeren Sponsor, mit dessen Hilfe wir die Busse bezahlen, die Fahrtkosten, Trainingsanzüge, Warm-up-Shirts und was noch dazu gehört. Und wir haben noch einige kleinere Sponsoren, so dass wir auch die 1. Regionalliga bereits locker finanzieren könnten. Außerdem können wir den Jungs einen super Service bieten was medizinische Versorgung, Fitnesstraining und Prävention angeht. Wir kümmern uns um alles. Eigentlich müssen die Jungs jetzt nur noch in die Halle gehen, Vollgas geben und die Spiele gewinnen…

Apropos Halle: Die Heimspiele in der Erlenstraße bieten mit Hallensprecher, Musik und Catering inzwischen richtigen Eventcharakter und locken im Schnitt 200 bis 300 Zuschauer an. Ist das noch ausbaufähig?

Wir arbeiten daran. Unser Problem ist, dass die Halle eigentlich schon zu klein ist. Es fehlen ausziehbare Tribünen. Einige Zuschauer müssen schon stehen. Um das Ganze noch professioneller aufziehen zu können, bräuchten wir eine vernünftige, eine größere Halle für den Bremer Basketball. Das Interesse an Basketball in Bremen ist ja grundsätzlich da, das sieht man, wenn die Eisbären Bremerhaven in der ÖVB-Arena spielen.

Ihr Konzept sieht auch vor, mit regionalen Talenten an einer höherklassigen Zukunft zu bauen. Als Unterbau für den Herrenbereich sollen auch Teams für die Jugend- und Junioren-Bundesliga formiert werden. Wie weit liegen Wunsch und Wirklichkeit hier noch auseinander?

Eine Jugendauswahl mit den besten Spielern aus den kooperierenden Vereinen hat bereits an der Qualifikation für die JBBL, die U16-Bundesliga, teilgenommen und ist ganz knapp gescheitert. Einige dieser Talente spielen jetzt bei den Eisbären Bremerhaven oder in Oldenburg, um sich dort weiterzuentwickeln, andere spielen weiter in den Jugendmannschaften ihrer Vereine. Aber natürlich ist es das Ziel, den Jugendlichen auch in Bremen Bundesliga-Basketball zu ermöglichen. Für die Jungs wäre das super.

Stichwort Eisbären: Ist es möglich, dass es perspektivisch eine Kooperation mit Bremerhaven geben wird? Im Jugend-, aber womöglich später auch im Herrenbereich, wenn es die Weser Baskets mal bis in die Pro B geschafft haben?

Wir arbeiten ja jetzt bereits mit den Eisbären zusammen. Und wir haben mit Eisbären-Geschäftsführer Jan Rathjen auch schon erste Gespräche über eine mögliche Kooperation geführt. Spruchreif ist da noch nichts, aber es ist durchaus denkbar.

Ex-Nationalspieler Philip Zwiener, zurzeit Bundesligaspieler in Bremerhaven, ist ja bei der BTS Neustadt großgeworden. Was halten Sie denn von der Schlagzeile: Zwiener kehrt nach Bremen zurück und verstärkt die Weser Baskets in der Pro B?

Warum nicht schon in der 1. Regionalliga (lacht)? Das Basketballgeschäft ist sehr schnelllebig, man weiß nicht, was kommende Saison passiert. Es gibt ja immer wieder Überraschungen, mit denen man überhaupt nicht rechnet. Philip liebt Bremen – wir haben uns letztens noch getroffen und über Zukunftspläne gesprochen. Auch Acha Njei, der jetzt in Vechta in der Pro A spielt, ist alter Bremer und hat früher bei den Roosters gespielt. Auch er ist jetzt 30. Man kennt sich von früher, man steht in Kontakt. Ich sage es mal so: Alles ist möglich.

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