Ismar Seferagic wurde in Augsburg geboren. Seine Familie, die vor dem Krieg in Bosnien floh, erhielt keine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Sie zog nach Kanada. Dort entdeckte Seferagic in der High-School sein Talent für Sport. Der Wunsch, professionell Basketball zu spielen, wuchs. 2013 schien er seinem Ziel einen Schritt näher zu kommen, er erhielt in Wolfenbüttel einen Vertrag und sein erstes Geld. Doch nach ihrem Abstieg aus der ProB (der dritthöchsten Spielklasse) gab Wolfsburg Seferagic ab. Der Kanadier nimmt einen Meldeplatz für Nicht-EU-Bürger ein. In der Regel bevorzugen Mannschaften für diesen Platz bereits entwickelte Spieler und keine Talente. Auf der Suche nach einem neuen Club, trainierte Seferagic einstweilen bei den Weser Baskets, da er sich ohnehin in Bremen aufhielt. Manager Erkan Sahbaz erkannte sein Können und kümmerte sich um das Juwel.
Im Zuge dessen kam ein Engagement zustande, von dem beide Parteien profitieren. Die Weser Baskets haben, mit 20 Punkten pro Spiel, ihren Topscorer gefunden und Seferagic kann sich entwickeln. Er absolviert beim BTS Neustadt derzeit einen gemeinnützigen Dienst, der ihm ein Jahr Aufenthalt in Deutschland gewährt. Darüber hinaus konzentriert er sich auf sein BasketballSpiel. Neben Mannschaftstraining und extra Einheiten mit Sahbaz arbeitet Seferagic viel an seiner Athletik. Sahbaz hat den Bodybuilder und mehrfachen Mister Universum Aslan Ada überreden können, mit dem jungen Basketballer Krafttraining zu betreiben. Der Trainer der Weser Baskets Cai Kaiser begrüßt das: „Ismar ist groß, schnell und kann schießen. Mit einer besseren Athletik kann er viel aus seinem extremen Talent machen.“
Noch besser als Trainingseinheiten ist das Zusammenspiel mit seinen Kollegen. In einem anderen Team könne er bestimmt 40 Punkte pro Spiel erzielen, doch dann kämen elementare Punkte, wie mannschaftsdienliches Spiel, zu kurz, glaubt der Kanadier. Die Ausgeglichenheit des Kaders der Baskets ist in der Liga einmalig. Spieler wie Philipp Hellmich, Hermann Gottwich oder Andreas Bruns, die in ihren ehemaligen Vereinen eine zentralere Rolle einnahmen, ordnen sich dem Team unter. Es sei eine sehr spezielle Mannschaft, mit ausgezeichneter Stimmung, sagt Seferagic. „Jeder Spieler steckt seine eigenen Interessen zurück. Das Ergebnis lässt sich an der Tabelle ablesen“, so der 20-Jährige weiter. Der Teamgeist ist unmittelbar auf das Konzept von Erkan Sahbaz zurückzuführen. Die Spieler kommen größtenteils aus dem Raum Bremen und unternehmen auch außerhalb des Feldes viel miteinander. Ismar Seferagic wurde in den Kreis aufgenommen und hat sich integriert.
Die Weser Baskets gewannen jedes Spiel in der Hinrunde und sind auf dem besten Weg in die 1. Regionalliga. Obwohl das zu diesem Zeitpunkt noch nicht geplant war, wäre das für das Management um Erkan Sahbaz kein Problem: „Wir sind schon jetzt finanziell in der Lage aufzusteigen. Ismar zu halten wird allerdings fast unmöglich sein.“
Quelle: Weser Kurier, geschrieben von Maximilian Kamp