Erkan Sahbaz hat sein Amt als Cheftrainer von Basketball-Regionalligist BTS Neustadt freiwillig abgegeben. Sahbaz zieht sich aber nicht aus dem Basketball-Geschehen zurück. Im Gegenteil. Der 34-Jährige hat weiterhin ehrgeizige Ziele – nicht nur mit der BTS Neustadt, sondern mit dem gesamten Bremer Basketball.
Bremen. Es ist ein überraschender Rücktritt. Zumindest für den Großteil der Öffentlichkeit.Für die Basketballer der BTS Neustadt und das engste Umfeld des Regionalligisten waren die Pläne von Erkan Sahbaz schon seit dem Spätherbst bekannt. „Wenn wir im ruhigen Fahrwasser sind“, hatte Sahbaz damals, kurz vor Saisonstart, seiner Mannschaft verraten, „wenn der Klassenerhalt gesichert ist, dann werde ich mich als Trainer zurückziehen.“
Der Aufsteiger startete danach mit einer beeindruckenden Serie von fünf Siegen in Folge in die Saison, der Abstieg war so früh kein Thema mehr. Und deshalb verkündete Sahbaz nun tatsächlich seinen Rückzug und übergab den Posten des Cheftrainers nach dreieinhalb Jahren an Cai Kaiser. In diesen dreieinhalb Jahren hat Sahbaz die Neustädter „Dynamites“ von der Bezirksoberliga bis in die 2. Regionalliga geführt, feierte zwei Meisterschaften und zwei Pokalsiege. Und das Ende der Fahnenstange schien bei Bremens bester Basketballmannschaft noch längst nicht erreicht. Warum also nun dieser Rücktritt? Weil eben doch nicht alles zur vollsten Zufriedenheit lief. „Ich bin vor der Saison zum ersten Mal einige Kompromisse eingegangen“, verrät Sahbaz. Und Kompromisse sind so gar nicht sein Ding.
Gleich mehrere Akteure können jobbedingt nur eingeschränkt oder fast gar nicht trainieren. Grundsätzlich mache ihm der Job als Trainer zwar immer noch riesigen Spaß. Aber: „Ich hätte eben gerne eine junge und hungrige Mannschaft, bei der alle dreimal die Woche trainieren wollen.“ Genau das ist derzeit nicht möglich. Hinzu kam ein schier unglaubliches Verletzungspech. Und so reifte in Sahbaz langsam aber sicher die Überzeugung: „Wenn ich das hier langfristig so weitermache, bringt das doch nichts. Dann steigen wir vielleicht noch einmal auf und dann irgendwann wieder ab.“ Nein, als Stadtteilklub, wie es die BTS Neustadt ist, könne man nicht mehr als die 1. Regionalliga schaffen – und das wohl auch nicht dauerhaft. Jedenfalls nicht ohne finanziellen Background.
Weil Erkan Sahbaz aber mehr möchte, und in Bremen endlich wieder höherklassiger Basketball stattfinden soll, will er nun den nächsten Schritt wagen. Und der war als Trainer praktisch unmöglich. „Ich habe drei Jahre jemanden gesucht, der sich um das Management kümmert.“ Ohne Erfolg. Nun macht er es einfach selber. Weil ihm das Drumherum ohnehin viel Spaß macht. Vor allem aber, damit er seine Vision weiterhin maßgeblich selbst gestalten und mit Leben füllen kann. Eine Vision, die theoretisch so simpel und plausibel klingt.
Sahbaz will in den kommenden Wochen und Monaten viele Gespräche führen. Bei 1860 Bremen, bei Lesum Vegesack – überall gebe es kompetente Basketballexperten. Die will Sahbaz an einen Tisch holen. Sein Fernziel: Ein „Team Bremen“, also eine Leistungsmannschaft, die möglichst hoch spielt, 1. Regionalliga oder wenn möglich sogar Pro B. In dieser Mannschaft sollten ausschließlich Spieler mit Bremer Wurzeln oder einem Bremer Bezug spielen. „Nur so kriegen wir eine Identifikation der Stadt mit dem Bremer Basketball hin“, sagt Sahbaz und glaubt, über dieses Konzept auch mehr Zuschauer in die Hallen locken zu können.
In der Neustadt würde das im Zusammenspiel mit der zweiten Herren und der U18 schon gut funktionieren. Grundschul-Liga, Basketball-AGs – Sahbaz sieht seinen Verein und die anderen Klubs nun in der Pflicht, „die Kinder und Jugend mit Basisarbeit endlich wieder zu begeistern“. Das will Sahbaz auf ganz Bremen ausweiten: „Osterholz-Tenever, Huchting oder die Neustadt – es gibt doch so viel Potenzial in Bremen. Und warum soll es hier eigentlich keine NBBL-Mannschaft geben?“ Und da weder im Bremer Norden noch im Rest der Stadt das früher so stark ausgeprägte Konkurrenzdenken noch herrsche, sieht Sahbaz gute Chancen für sein Vorhaben.
Für die nächste Saison hat er beispielsweise schon vier Neuzugänge an Land gezogen. Drei davon wohnen in Bremen und haben bereits Regionalliga oder höher gespielt. Für Sahbaz die Bestätigung, dass seine Idee richtig ist. „Die Jungs wissen, dass hier etwas entstehen soll und müssen sich nicht länger außerhalb von Bremen umschauen. Und die meisten möchten ja in ihrer Heimatstadt bleiben oder hierher zurückkehren.“
Nun will Sahbaz endlich die Gespräche führen, die er als Trainer aus Zeitgründen nie führen konnte. Mit Sponsoren, dem Bremer Basketballverband, den anderen Vereinen. Und dabei allen klarmachen, dass es nicht um die BTS Neustadt geht. „Wenn wir irgendwann mal wieder hochklassigen Basketball in Bremen sehen wollen, dürfen wir nicht mehr diese Mentalität haben, dass der eine dem anderen die Spieler wegnehmen will. Was das angeht, müssen wir ganz Bremen zusammenführen.“
Cai Kaiser übernimmt Trainerposten bei der BTS
Nach dem Wechsel von Erkan Sahbaz vom Trainer- auf den Managerstuhl übernimmt Cai Kaiser den Posten des neuen Chefcoaches bei Basketball-Regionalligist BTS Neustadt. „Bereits im Sommer hatten wir darüber gesprochen, dass Cai gerne irgendwann mal als Trainer arbeiten würde“, sagte Sahbaz. Er selbst bleibe als zweiter Co-Trainer neben Omar Ba nah an der Mannschaft, ist weiterhin bei den meisten Trainingseinheiten und fast allen Spielen mit dabei. „Cai hat genug Erfahrung, wird von allen akzeptiert.“ Mit Adama Cordes steht sogar ein Spieler im Aufgebot der „Dynamites“, den Kaiser bereits in der BTS-Jugend trainiert hat. Kaiser, der in der ersten Saisonhälfte noch selbst aufgelaufen war, wird nach einer neuerlichen Verletzung fortan nur noch an der Seitenlinie stehen.