Neustadt. Bremen. Manchmal muss sich Erkan Sahbaz kneifen. Dann schaut sich der Trainer von Basketball-Regionalligist BTS Neustadt beim Training in der Halle um – und sieht dort lauter Spieler, die im Grunde genommen gar nicht da sein dürften. Matthias Mölle beispielsweise, oder Jonas Liermann. Jan Fikiel ist auch so einer. Allesamt Spieler, die bereits in der 1. Regionalliga oder sogar in der 2. Bundesliga gespielt haben. Künftig laufen sie für die BTS Neustadt auf. „Ich weiß auch nicht genau, wie das immer passiert“, scherzt Sahbaz.
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Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit, wenngleich die Zusammensetzung des BTS-Kaders in der Tat bemerkenswert ist. Seit Erkan Sahbaz im Jahr 2010 die „Dynamites“ übernommen hat, überlässt er kaum etwas dem Zufall. Akribisch arbeitet der umtriebige Coach Jahr für Jahr an seinem Kader, entwickelt ihn weiter, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Der Aufstieg von der Bezirksoberliga in die Oberliga klappte auf Anhieb, zwei weitere Jahre dauerte es nun, bis der Sprung in die 2. Regionalliga gelang. „Das war vor drei Jahren das mittelfristige Ziel“, erinnert sich Sahbaz. Erreicht hat er es im Eiltempo – und das nicht zuletzt aufgrund eines erstklassigen Netzwerkes.
Sahbaz ist seit vielen, vielen Jahren im Bremer Basketball zu Hause, kennt beinahe jeden Spieler in der Hansestadt persönlich. Als er den Trainerposten bei den „Dynamites“ im Jahr 2010 übernahm, sagte beispielsweise Jonas Liermann zu ihm: „Wenn ihr es irgendwann in die Regionalliga schafft, dann bin ich dabei.“ Jetzt hat er Wort gehalten. Liermann, der in der letzten Saison bei der TSG Westerstede bester 3er-Schütze der Regionalliga war, spielte bereits früher bei der BTS Neustadt. Doch der 26-Jährige wollte dauerhaft auf hohem Niveau spielen – und musste deshalb irgendwann raus aus der Hansestadt.
Teamabend ja, Handgeld nein
Nun ist mit der BTS Neustadt wieder eine Stadtbremer Mannschaft in der fünfthöchsten Liga vertreten – und Erkan Sahbaz konnte gewissermaßen all die Basketball-Talente, die in der Hansestadt leben und sich mit ihr verbunden fühlen, aber außerhalb der Stadtgrenzen ihr sportliches Glück suchen mussten, wieder einsammeln. Und das auch noch ganz ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand, wie er andernorts durchaus üblich ist. „Sie könnten woanders durchaus etwas bekommen, aber dann müssten sie eben auch weit fahren“, erklärt Sahbaz. Am Ende würde die finanzielle Entschädigung den Aufwand nicht rechtfertigen.
So war es bei Cai Kaiser, Paul Kowalski, Jan Fikiel oder auch bei Matthias Mölle. Letzterer spielte zuletzt sogar in Vechta und Hanau zweitklassig, hielt sich in der Off-Season aber stets bei der BTS Neustadt, nahe seines Wohnortes, fit. Davon profitiert Sahbaz nun. Der BTS-Coach versucht die Spieler mit einem möglichst professionellen Umfeld zu locken, hat Trainingsanzüge und Sporttaschen organisiert. Zudem gibt es regelmäßige Teamabende, und für die Auswärtsfahrten stehen zwei Kleinbusse zur Verfügung. Handgeld, das betont Sahbaz, gebe es bei der BTS Neustadt aber auch in der 2. Regionalliga nicht.
Von vielen werden die „Dynamites“ angesichts der hochkarätigen Neuzugänge bereits erneut als Titelkandidat gehandelt. Erkan Sahbaz kann derlei Aussagen nicht nachvollziehen, nicht zuletzt aufgrund der ebenfalls prominenten Abgänge: Till Wargalla, Thomas Hakanowitz, Malte Ellberg, Martin Hanci und vor allem der letzte Saison überragende Philipp Hellmich reißen in der
Tat ein Loch.
Die absolvierten Testspiele sowie die Pokalpartie beim BC VSK Osterholz-Scharmbeck (105:34) wurden allerdings allesamt deutlich gewonnen. Jetzt sollen möglichst schnell die Punkte zum Klassenerhalt gesammelt werden – und danach will Sahbaz mal schauen, „wie viel von der Saison dann noch übrig ist“.