Cai Kaiser: “Wir brauchen mehr Professionalität”
Cai Kaiser gelang als Trainer der Weser Baskets der Aufstieg in die 1. Regionalliga. Weshalb er ein anderer Trainertyp werden will und wieso Jens Hakanowitz im Team nicht funktionierte, verrät er im Interview.
In seinem zweiten Jahr als Headcoach hat Cai Kaiser die Weser Baskets zur Meisterschaft geführt. (Frank Thomas Koch)
Herr Kaiser, im Vorjahr sind Sie mit den Weser Baskets noch knapp gescheitert – warum hat es diesmal mit dem Aufstieg in die 1. Regionalliga geklappt?
Cai Kaiser: Da sind viele Faktoren zusammengekommen. Im letzten Jahr hatten wir zwar individuell gesehen eine bessere Mannschaft, aber spätestens, als uns unser damaliger Kapitän Matthias Mölle verlassen hat, sind wir in Schwierigkeiten geraten.
Der Schlüssel zum Erfolg war also ein intaktes Team?
Cai Kaiser: Ein entscheidender Punkt. Wir haben einerseits mit einem größeren Kader geplant und andererseits viel mehr teambildende Maßnahmen vollzogen – das war für mich ganz wichtig.
Im Endeffekt war der Rückschlag gar lehrreich für die aktuelle Saison?
Cai Kaiser: Es war ganz klar ein Lernprozess, zumal es erst meine erste Saison als Headcoach war. Ich wusste, dass wir in dieser Saison individuell schwächer besetzt sein würden – das galt es mit einem starken Team als Ganzes aufzufangen.
Wurden Neuzugänge wie Lukas Köhler und Niklas Dettlof also gezielt geholt, um das Mannschaftsgefühl zu stärken?
Cai Kaiser: Niklas Dettlof ist einer, der auch mal den Mund aufmacht, immer kämpft und seine Mitspieler motiviert. Aus dem Grund ist auch David Aufseß aus der zweiten Mannschaft zu uns gekommen. Er ist ein super Typ, sozial kompetent und immer beim Training. Solche Leute sind enorm wichtig für eine Mannschaft – auch wenn sie nicht die meisten Minuten auf dem Feld bekommen. Bei Lukas Köhler hat bereits ein Training gereicht, um zu sehen, was für ein großes Talent er ist und dass er uns helfen wird.
Jens Hakanowitz ist auch einer, der den Mund aufmacht. Warum hat es mit ihm und den Baskets nicht funktioniert?
Cai Kaiser: Das ist auch eine Lehre aus dem letzten Jahr. Bei ihm mussten wir die Reißleine ziehen, weil er sich nicht zu 100 Prozent mit den Baskets identifizieren konnte. Sein Herz hing noch an Rostock, und er war nicht ins Team integriert. Dann haben wir uns für den Weg ohne ihn entschieden, da uns das Teamgefüge wichtiger war.
Neben der Einheit des Teams: Was ist Ihnen als Trainer noch wichtig?
Cai Kaiser: Trainer sein macht mir Spaß, darin gehe ich auf. Ich will mich entwickeln und aus jeder Saison lernen. Ich bin ein Freund von vielen kleinen Fun-Games, bei denen meine Spieler gar nicht merken, dass sie gerade an ihren Grundlagen arbeiten. Das Amt des Trainers trage ich ja erst seit zwei Jahren – davor stand ich selbst noch auf dem Court.
War es für Sie schwierig, auf einmal an der Linie zu stehen und nicht mehr selbst mitzumischen?
Cai Kaiser: Leicht war es jedenfalls nicht. Erst denkt man natürlich, dass man alles noch besser kann als die Spieler. Aber ich habe auch dazugelernt. Am Anfang habe ich noch sehr herumgezappelt an der Seitenlinie. Jetzt bewahre ich Ruhe. Denn es ist wichtig, sein Team vor dem Spiel vorzubereiten. Während des Spiels kann man ohnehin nicht mehr groß eingreifen.
Ist es ein Vorteil, ein Trainer zu sein, der vor Kurzem noch selbst Spieler war?
Cai Kaiser: Früher haben Trainer den Spielern Anweisungen gegeben – und diese haben die ausgeführt, ohne sie zu hinterfragen. Heutzutage fragen die Spieler, warum dieses oder jenes gemacht wird. Ich denke, dass viele Trainingsmethoden veraltet sind. Nur weil es schon immer so gemacht wurde, heißt es nicht, dass es richtig ist. Basketball entwickelt sich schließlich immer weiter und wir mit. Mein Ziel ist es, jeden Spieler besser zu machen.
Mit welcher Handschrift wollen Sie dieses Ziel erreichen?
Cai Kaiser: Zum einen will ich schnell spielen lassen. Der Ball soll laufen, und die Spieler sollen von außen Würfe nehmen. Zum anderen fordere ich die Spieler auf, die Lösungen für Spielsituationen selbst zu finden. Es gibt zwar bestimmte Set-ups, aber aus denen sollen sie selbst Entscheidungen fällen.
Wird der Stamm der Mannschaft, mit dem Sie jetzt zusammengearbeitet haben, über die Saison hinaus zusammenbleiben?
Cai Kaiser: So sieht es aus. Das ist sehr positiv, da Kontinuität für die Entwicklung wichtig ist. Die Spieler wissen dann genau, was ich möchte. Und andersherum kenne ich die Stärken und Schwächen meiner Spieler genau und sehe, woran ich arbeiten muss.
Woran muss denn gearbeitet werden, um in der 1. Regionalliga zu bestehen?
Cai Kaiser: Wir wollen unbedingt die Liga halten. Um das zu schaffen, müssen wir im Sommer hart arbeiten und gemeinsam ein oder auch zwei Schritte nach vorne machen.
Das ist nach zwei Jahren Dominanz in der 2. Regionalliga bestimmt eine schwierige Situation.
Cai Kaiser: Es wird eine ganz neue Herausforderung und ein riesiger Druck für meine Spieler und auch für mich. Ich bin sehr gespannt darauf, zu sehen, wie jeder Spieler und ich damit umgehen werden und wie wir uns gemeinsam entwickeln. Den spielerischen Grundstein habe ich gelegt. Im nächsten Jahr wird einiges anders. Um in der 1. Regionalliga erfolgreich zu sein, braucht es mehr Härte, mehr Disziplin und mehr Professionalität.
Wissen die Spieler schon, dass womöglich ein anderer Trainertyp an der Seitenlinie stehen wird?
Cai Kaiser: Ich bleibe der gleiche, nur brauchen wir in der neuen Liga eine Entwicklung. Das gilt eben auch für den Trainer.
Wie weit geht diese Entwicklung? Was sind die langfristigen Ziele der Weser Baskets und von Cai Kaiser?
Cai Kaiser: Langfristig gesehen lautet das Ziel, Basketball in Bremen wieder erfolgreich zu machen. Als Spieler war ich bei fast allen Bremer Vereinen aktiv – damals haben sich alle förmlich bekriegt. Jetzt haben wir durch die Kooperation endlich Einigkeit. Diesem Weg fühle ich mich verbunden, diesen Weg will ich mitgehen. Als Spieler war ich in der zweiten Bundesliga – und da will ich als Trainer auch wieder hin.
Quelle : Weser Kurier,
Das Gespräch führte Maximilian Kamp.